Historie
70 Jahre Landfrauenverein Hohenhude und Umgebung
1954 - 1964
„Im Januar 1954 gründeten 19 Landfrauen unter der Leitung von Fräulein Fritsche [wahrscheinlich ein Dame vom Bezirksverband] den Landfrauenverein Hohenhude und Umgebung“. So beginnt die allererste Aufzeichnung in den Protokoll- und Berichtsheften unseres Landfrauenvereins. Diese dokumentieren über die 70 Jahre bis heute akribisch alle Aktivitäten und Veranstaltungen und sind – von einem Vorstand zum nächsten jeweils weitergegeben – noch lückenlos vorhanden.
Zur Gründungszeit waren die meisten Vereinsmitglieder noch Landwirtinnen und trotz der sicher schweren und reichlich vorhandenen Arbeit nahmen sie sich die Zeit für mindestens einmal monatliche Treffen, die Bildungszwecken, aber auch zum gegenseitigen Austausch und der Geselligkeit dienten. Zum 10jährigen Jubiläum meldeten die Kieler Nachrichten, dass der Verein mit 25 Mitgliedern der Kleinste der 135 Landfrauenvereine Schleswig-Holsteins sei. Das Jubiläum wurde im Beisein der Bezirksvorsitzenden und der Leiterin der Landwirtschaftsschule sowie der Ehemänner der Landfrauen gefeiert; die Damen führten einen Sketch und ein Theaterstück auf.
Schaut man sich die Programme dieser ersten zehn Jahre näher an, entdeckt man als Schwerpunkt die Themen, die für die Landfrau in ihrer damaligen Rolle besonders von Bedeutung waren, z. B. Vorstellung neuzeitlicher Küchen- und Hausgeräte sowie verschiedener Strickapparate, Kleiderpflege, Wäschebehandlung, Tipps zur Hausschneiderei, Flicken und Säumen. Es überrascht allerdings der Besuch bei der Ruhrkohleberatungsstelle in Kiel, wo eine Information über zentrale Beheizungsmöglichkeiten und Warmwasserbereitung auf dem Bauernhof wahrgenommen wurde. Für dieses Thema hätte ich eher die Zuständigkeit bei den Männern vermutet. Zum Vortrag „Die Pflichtversicherung der Landwirte“ heißt es im Protokoll: “Die Herren war mit eingeladen.“ Daneben gab es auch gesellschaftliche Themen, wie „Frau und Familie“, „die gefährdete Jugend“ oder 1961 „Was wird aus unseren Kindern?“ Aus heutiger Sicht mit einem Schmunzeln zu lesen, waren im November 1955 einmal die Veranstaltung mit dem Titel „Schnellrupfen“ - es heißt im Protokoll „es wurden eine Gans und ein Huhn gerupft“ - und zweitens der Vortrag über „Die Aussteuer der Jungbäuerin“. Treffpunkt und Veranstaltungsort war die „Eiderschweiz“ in Hohenhude. Erst später kamen die „Linde“ in Schierensee, der Landkrug Mielkendorf hinzu. Als sich später das Zentrum des Vereins mehr nach Mielkendorf verlagerte und der Jugendraum an der Schule gebaut worden war, kam auch dieser hinzu.
Einen großen Raum nahmen zahlreiche Ausflüge, Hof- und Betriebsbesichtigungen, jahreszeitliche Feiern wie Erntedank und Advent mit Basteln und Singen und Austausch von Julpäckchen ein. Jemand brachte zu den Treffen eine „Leihbücherei“ mit, an der sich alle bedienen konnten. Da haben sich die Zeiten doch gewaltig geändert! Andere damalige Unternehmungen hingegen könnten genauso heute stattfinden, z. B. eine Fahrt nach Hamburg mit Hafenrundfahrt, nach Malente mit 5-Seenfahrt oder nach Lübeck mit Wakenitzfahrt.
1964 bis zum 25jährigen Jubiläum 1979
Als kleinster Verein im schleswig-holsteinischen Landfrauenverband zeigten sich die Landfrauen auch in den nächsten Jahren äußerst aktiv. Es gab zahlreiche Zusammenkünfte und die Bandbreite der Vortragsthemen sowie der Besichtigungsziele erweiterte sich. Dann trat auch zahlenmäßig eine Entwicklung ein. Zählte der Verein 1974 noch 34 Mitglieder, verdoppelte sich bis 1979 die Mitgliederzahl. Eine mögliche Erklärung ist die Gründung einer Gymnastikgruppe im Sportverein, die großen Zulauf hatte. Augenzeugen berichten, dass dort eine erfolgreiche Werbung für die Landfrauen stattfand.
Kamen in den ersten Jahren die Referenten überwiegend aus dem Kreis der Landwirtschaftsschule, so mehrten sich nun Vorträge von Privatpersonen, Angehörigen der Ministerien, Ärzten, Pädagogen und anderen Fachleuten. Familienthemen blieben aktuell, so hieß es 1969 – man ahnt eine leichte Panik zwischen den Zeilen – „Meine Tochter hat einen Freund“. Die Mielkendorfer Lehrerin, Frau Lang, die später auch Vorsitzende des Landfrauenvereins war, sprach über die Kindesentwicklung; „Säugling, Kleinkind, Eintritt in die Schulgemeinschaft“. Prof. Schlee aus dem Kultusministerium, der zum Thema „Jugendliche in der Spannung zwischen Freiheit und Ordnung“ referierte, wurde im Protokoll folgendermaßen zitiert: „Lebte die Jugend früher nach den Symbolen der vier kleinen f :frisch, fromm, fröhlich, frei, so sind heute die F größer geworden und heißen für viele Feierabend, Filzlatschen, Fernsehen, Flaschenbier. Aus heutiger Sicht kann ich diese Äußerung nicht besonders humorvoll finden, sondern eher abwertend und respektlos. Diese Themen lassen auf eine Altersstruktur der Landfrauengruppe schließen, die sich von der heutigen sehr unterscheidet; heute gehören die jüngsten Mitglieder schon der Oma-Generation an.
Ein Höhepunkt im Jahre 1974 war ein Kochkurs in der Lehrküche der Landwirtschaftsschule Rendsburg, bei dem es um die Vorbereitung eines Fondues ging, das offenbar zu der Zeit gerade populär wurde. Natürlich wurde anschließend zusammen gegessen.
Jedes Jahr gab es eine Vielzahl an Besichtigungsfahrten. Es wurden beispielsweise die Stadtwerke Kiel, die Schleswag, die Kieler Nachrichten, die Firma Arko in Wahlstedt und ein SOS Kinderdorf aufgesucht. Von einer Besichtigung des Schlachthofes in Bad Bramstedt berichtete die Protokollantin, dass die Damen Zeuginnen einer Rinderschlachtung wurden, sie hörten das Brüllen der Tiere und die Todesschüsse. Als Kontrastprogramm gab es im Folgemonat einen Kosmetikkurs. Die traditionellen Sommerfahrten waren aufwendige Tagestouren mit mehreren Programmpunkten vor Ort. Hier ein Beispiel vom Juli 1972: Bustour an die Zonengrenze mit Wakenitzfahrt, Dombesichtigung in Ratzeburg, Besichtigung eines Kinderferienheimes und kleiner Wanderung durch den Segeberger Forst. Mittagessen und Kaffeetrinken durften nicht fehlen. Das war ein strammes Programm.
An traditionellen Geselligkeiten standen jedes Jahr auf dem Programm: ein großer Festball, ein Erntedankfest und die Adventsfeier mit der Versteigerung eines selbst hergestellten Knusperhäuschens, deren Erlös einem guten Zweck zugeführt wurde. Zu jeder Feier wurden einige Damen bestimmt, den Saal angemessen zu schmücken.
Quellen
"An dieser Stelle folgen in unregelmäßigen Abständen Protokolle längst vergangener Zeiten. Es ist spannend zu lesen, welche Themen früher relevant waren, wie der Schreibstil war und welche Prioritäten gesetzt wurden."
Uschi Hübner (Teamvorstand seit 2022) entdeckte an einer Bank zwischen Schönwohld und Mielkendorf den Hinweis, dass diese im Jahre 1986 von den Landfrauen gestiftet wurde.
Gudrun Hauser (Teamvorstand seit 2022) entdeckte das Messingschild einer 1983 ebenfalls gestifteten Bank in den Trümmern derselben.
Ein älteres Bild der Landfrauen.